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Die Weltraumtechnik der UDSSR war deutlich derjenigen der USA überlegen. Wie können wir nur auf den Gedanken kommen, dass die Vereinigten Staaten aufholen und die UDSSR übertreffen konnten?

Verschwörungstheoretiker konzentrieren sich auf die späten 50er und frühen 60er Jahre, wenn sie die Weltraumtechnik der USA und der UDSSR vergleichen. Sie ignorieren dabei den Zeitraum von Mitte bis Ende der 60er, als die Sowjets deutlich zurückfielen und die USA einige entscheidende Fortschritte machten. Laut der Encyclopedia Astronautica waren die USA bereits über 1864 Stunden im All, im Vergleich dazu kam die UDSSR nur auf 697 Stunden bis zur Fertigstellung der Soyuz 5 (der letzten Mission vor Apollo 11).

Betrachten wir nun die "bedeutenen Meilensteine" (laut Bart Sibrel), die als erstes von der UDSSR erreicht wurden.

Der erste von Menschen hergestellte Satellit im Weltraum. Obwohl Sputnik dem Explorer I eindeutig zuvorkam, war die technologische Lücke nicht so groß wie der politische Abstand. Wernher von Braun und sein Team hatten bereits die Jupiter Rakete für die amerikanischen Streitkräfte entwickelt. Die Jupiter war eine Weiterentwicklung der Braun'schen V2/A4 Rakete, die für die Nazis entwickelt worden war, und es gab eine Menge Widerstand, sie für den Abschuß des ersten amerikanischen Satelliten zu benutzen. Diese Aufgabe fiel der Vanguard Rakete der Navy zu, die dafür noch nicht bereit war. Aber sie hatte den politischen Vorteil, dass sie ausschließlich von Amerikanern erbaut wurde. Als Explorer I gestartet wurde, geschah das mit einer Jupiter Rakete, die sich schon über ein Jahr in den Startlöchern befand. Es ist nicht so, dass die USA keine angemessene Trägerrakete besaßen -- sie sträubten sich nur, sie einzusetzen.

Der erste Mensch im Weltraum. Völlig richtig. Die Sowjets besaßen einen deutlichen Vorsprung mit ihrer Trägerrakete für große Nutzlasten, zu der die USA zu dem Zeitpunkt über kein Gegenstück verfügten. Aber das blieb nicht immer so.

Der erste Mensch in einer Umlaufbahn um die Erde. Da diese und die vorhergehende große Leistung durch die gleiche sowjetische Heldentat erfüllt wurden, könnten wir uns zwar darüber beklagen, daß Sibrel seine Liste aufbläht. Aber wir werden sehen, dass er dies später wesentlich stärker tut. Wir sehen einen legitimen Unterschied zwischen dem bloßen Erreichen des Weltalls und dem Erreichen einer Umlaufbahn.

Erst vor kurzer Zeit gaben die Sowjets zu, dass Yuri Gagarin mit einem Schleudersitz seine Kapsel verließ, bevor sie landete. Gemäß den Regeln, die von den USA und der UDSSR akzeptiert wurden, um die Weltraumrekorde vergleichen zu können, macht dies den Anspruch von Gagarin ungültig. Kein Wunder, daß die Sowjets nahezu 40 Jahre warteten, um diesen Teil der Geschichte zu erzählen. Den Regeln gemäß mußte der Pilot bis zur Landung in der Kapsel verbleiben. Wir bewundern den wagemutigen Flug von Gagarin und meinen, daß ihm das historische Ereignis zuerkannt werden sollte, der erste Mensch im Weltraum gewesen zu sein. Es ist nicht unsere Absicht, kleinlich zu sein. Aber dies ist eine technische Diskussion. Warum konnte Gagarin nicht mit seiner Raumkapsel landen? Weil der Mechanismus für eine weiche Landung nicht funktionierte. Die Sowiets hetzten Gagarin in einem unsicheren und nicht vollständigen Raumfahrzeug in den Orbit. Die amerikanische Mercury Kapsel war vollständig zu einer Landung mit ihrem Piloten geeignet, obwohl sie John Glenn später in einen Orbit brachte als Gagarin, war sie der Vostok technologisch überlegen.

Die erste Frau im Weltraum. Dies ergibt überhaupt keinen technologischen Vorteil. Es gibt einen Punkt für gleiche Rechte, aber das gehört nicht zu der Liste der bedeutenden "Meilensteine" für fortgeschrittene Raketentechnologie.

Die erste Crew von 3 Astronauten an Bord eines Raumfahrzeuges. Das wäre ein gutes Beispiel, wenn die Sowjets nicht einfach um des Rekords willen einen dritten Mann in ihre Raumkapsel gestopft hätten, die für 2 Leute vorgesehen war. Um für den dritten Astronauten Platz zu schaffen, wurden Raumanzüge der Crew weggelassen und andere Sicherheitsausrüstung entfernt. Obwohl die Apollo Kapsel ein wenig später kam als die russische Vokhshod, wurde sie für 3 Leute konstruiert und war die bessere Technologie.

Der erste Weltraumspaziergang. Genau wie die 3-Mann-Crew kann diese Heldentat nur als großes Risiko bewertet werden. Eine behelfsmäßige Luftschleuse wurde der Kapsel hinzugefügt (da nur einer der Astronauten einen Raumanzug tragen konnte). Kosmonaut Alexei Leonov war anfangs nicht in der Lage, sich auf dem Rückweg in die Luftschleuse hineinzuzwängen und konnte erst hineingelangen, als er seinen Anzug fast vollständig entlüftete.

Das erste Rendezvous zweier Raumfahrzeuge. Das ist schlichtweg falsch. Die Sowjets inszenierten eine Art Nachbildung eines Rendezvous, indem sie mittels eines sorgfältigen Timings ein zweites Raumfahrzeug in einen Orbit schossen, in dem es das erste Raumfahrzeug in unmittelbarer Nähe passieren konnte. Dies ist kein Rendevouz in dem Sinne, wie ihn die Raumfahrtingenieure definieren. Ein Rendevouz beinhaltet die Möglichkeit, den eigenen Orbit zu ändern, um ein zweites Raumfahrzeug zu treffen und dort anzudocken, unabhängig von den ursprünglichen Bedingungen. Die russische Raumkapseln näherten sich niemals mehr als einige Meilen einander an und hatten auch keine Möglichkeit, ihren Orbit zu verändern.

Das erste und wirklich echte Rendevouz geschah während der Gemini 6/7 Mission, bei der die Raumfahrzeuge tatsächlich in einem Abstand von wenigen Metern manövrierten. Das Gemini Programm vervollkommnete die Kunst des Rendevouz mit bemannten und unbemannten Raumkapseln. Es erzielte ebenso Rekorde in puncto Missionsdauer, Höhe des Orbits, Länge eines Weltraumspazierganges, Start-Abfertigung und weitere wichtige Rekorde. Allerdings waren diese Rekorde nicht solche der glanzvollen Art und erhielten somit nicht die geschichtliche Beachtung. Aber diese Rekorde waren notwendig, um die USA für ein Weltraumprogramm zur Landung auf dem Mond vorzubereiten. 1967 waren diese frühen sowjetischen Rekorde nicht mehr länger wichtig.

Die Fähgikeit Rekorde aufzustellen ist nicht gleichbedeutend mit der Fähigkeit, langlebige und arbeitsfähige Technik herzustellen. Und das ist auch ein Grund, weshalb das sowjetische Raumfahrtprogramm im Sande verlief. Die UDSSR wollte Rekorde aufstellen, während die USA zum Mond wollten.


AMERIKAS "KLEINE GRAPEFRUIT"

Der anfängliche Versuch der Amerikaner, einen kleinen Satelliten in der Größe eines Softballs mit einer Vanguard Rakete in den Orbit zu schießen, scheiterte. Daraufhin witzelte Nikita Chruschtschow bei den Vereinten Nationen, daß die Sowjets mit Freuden den Amerikanern Hilfe anbieten würden, um im Rahmen ihres Entwicklungshilfe-Programmes die "Kleine Grapefruit" hochzuschießen. Nachdem wir ins Innere des sowjetischen Weltraqumprogramms zu dieser Zeit gesehen haben, erscheint diese Bemerkung wesentlich weniger amüsant.

Während Kennedy das Apollo Programm primär als politisches Werkzeug betrachtete, sah Chruschtschow das Weltraum Programm als politische Waffe an. Er verärgerte andauernd seine Wissenschaftler, Ingenieure und Kosmonauten mit Forderungen nach tollkühnen Stunts mit einer unausgereiften Technologie. Manche Historiker betrachten diese Besessenheit auf den ersten bemannten Flug im All als einen Schlüsselfaktor für seine Entmachtung.

Unter dem Premierminister Leonid Breshnew fiel das Weltraumprogramm in eine ruhigere und produktivere Gangart. Aber eine Anzahl aufsehenerregender tödlicher Unfälle veranlasste Breshnew zu der Forderung, dass keine bemannte Mission unternommen werden sollte, solange die gleiche Mission nicht erfolgreich von einem vollständig automatischen Raumfahrzeug durchgeführt worden war. Dies war der Todesstoß für den sowjetischen Plan, den Mond zu erreichen. Geschwächt von der frühen Rekordsucht und gefesselt von den Sicherheitsauflagen, war das sowjetische Raumfahrtprogramm nicht in der Lage, termingerecht eine automatische Mondlandeeinheit zu bauen.

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